Gelebte Integration
Workshop Korbflechten –
„Ein Korb sagt mehr als tausend Plastiksackerl"
Ein Projekt von HOL Veronika Lang |
Brigitte Resch, Bäuerin, Reitpädagogin und Imkermeisterin |
Christoph Sperl, sechsjähriger Besuch des Bundesblindeninstitutes in Wien mit Abschluss der dreijährigen Korbflechterlehre |
Nach einer kurzen Vorstellrunde erfolgte die Präsentation verschiedener Werkstücke (Obstkorb, Brotkorb, Katzenkorb, Papierkorb, Tablett) und Flechtmaterialien (Peddigrohr, Korbweide, Purpurweide, Goldweide). Sehr anschaulich gewannen die Schülerinnen Einblick in ein uraltes Handwerk. Heute bietet die Korbflechterei auch Menschen mit Beeinträchtigung viele Möglichkeiten zur Arbeitsintegration.
Körbe Christoph Sperl stellt mit seinen Worten... • „Ein Korb sagt mehr…
|
...folgende Themen zur Diskussion:
Wertschätzung, Wegwerfgesellschaft, Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit, Entsorgung, nachwachsende Rohstoffe.
Das Material
Mit allen Sinnen in die Schule des Flechtens…
Nasses Peddigrohr, trockenes Peddigrohr, Holz, Weidenruten… wie riecht es heute im Werkraum?
Gleich zu Beginn lernen die Schülerinnen die Natur und Struktur des Rohmaterials kennen. Korbflechten ist ein behutsames Gestalten und fordert von den Schülerinnen einen sorgsamen Umgang mit dem Flechtmaterial. Im Wasser wird das Peddigrohr geschmeidig gemacht. Zuerst empfindet man das Material noch brüchig und widerspenstig. Im Laufe des Workshops gelangen die Schülerinnen zu einem Gespür dafür, wie biegsam und elastisch Peddigrohr sein kann.
Wie lange soll es im Wasser liegen um nicht zu brechen?
Wie lange darf es im Wasser liegen um nicht glitschig und grau zu werden?
Wann muss das Rohr wieder befeuchtet werden?
Wenn Naturmaterial verflochten wird, gibt es nur eine ungefähre Anleitung.
Da heißt es: immer wieder „Spüren“.
Arbeitsweise
Die Korbrohlinge (Holzplatte mit Holzstaffeln und Peddigschiene) wurden von Christoph und Brigitte am Pony-Ziegen-Bienenhof hergestellt.
Arbeitsschritte: Werkzeug: Pfriem, Seitenschneider, Hammer |
Volle Konzentration bei der Arbeit! |
|
Christoph kontrolliert, ob alles richtig gemacht wird! |
Eva bei der Abschlussarbeit |
Warum Korbflechten?
- Korbflechten macht Spaß und „ganz nebenbei“ schult man Fähigkeiten, die man auch im täglichen Leben braucht.
- Konzentration: Korbflechten ist ein empfindsames Gestalten, kein gedankenloses Dahinarbeiten. Es fordert volle Konzentration. Deshalb war es im Werkraum meistens mucksmäuschenstill.
- Kraft und Ausdauer: Wer hat viel Kraft in den Fingern? Wie lange reicht diese Kraft? Nach getaner Arbeit spürten die Schülerinnen die hohe Beanspruchung ihrer Hände, Finger und Fingerspitzen.
- Grobmotorik und Feinmotorik: Korbflechten - eine echte Herausforderung!
- Kreativität: Heute wird gerne von einem Flechtwerkgestalter gesprochen, denn das Handwerk Korbflechten geht weit über Körbe hinaus.
- Planung und Selbsteinschätzung: Da das Flechtmaterial nicht zweimal eingeweicht werden sollte, ist die Frage: „Was schaffe ich heute?“ von großer Bedeutung.
- Geduld haben, wenn etwas länger dauert oder für den rechten Zeitpunkt.
- Rücksicht: Korbflechten ist ein empfindsames Gestalten, kein Biegen und Brechen
- Fingerspitzengefühl und Sensibilität im Umgang mit natürlichen Rohstoffen.
Integration
Interessiert, neugierig, gespannt, zurückhaltend, erwartungsvoll - so begegneten die Schülerinnen Christoph Sperl, einem Menschen mit Beeinträchtigung das Erste Mal im Werkraum. Das gemeinsame Arbeiten ermöglichte ein langsames Herantasten an Stärken und Schwächen jedes Einzelnen. Mit zunehmender Vertrautheit im Umgang mit Christoph wurde eine sehr positive, gelöste und heitere Stimmung im Klassenzimmer spürbar, obwohl jeder in seine Arbeit vertieft war. Alle Teilnehmer am Workshop ließen sich von diesem positiven Gefühl mitreißen und begeistern.
Mit Hand, Herz und Verstand entstanden Körbe und das Wissen, wie Integration gelebt werden kann.
Brigitte Resch: „Das gemeinsame Arbeiten mit der 3c und 4a hat mich begeistert, belebt und bereichert. Der größte Dank gebührt aber Frau Veronika Lang, die dieses Projekt ins Leben gerufen hat.“
Christoph Sperl: „Es hat mir in der Hauptschule der Franziskanerinnen so gut gefallen, weil die Mädchen so nett waren. Vielleicht treffe ich sie wieder.“
Wenn du Interesse an einem Workshop hast, kannst du dich bei mir melden!
|
Wir Mädels der 4a waren sehr begeistert von den tollen Werkstunden mit Christoph und Brigitte. Es erstaunte uns, wie Christoph sein Leben meistert. Sein Motto: “Ein Korb sagt mehr als tausend Plastiksackerl“ gefiel uns sehr gut! Wir wollen uns herzlich bei Euch bedanken, ganz speziell bei dir, lieber Christoph, dass du uns gelernt hast, wie man einen Korb flechtet. Vielen Dank für alles! |
Bei diesem Projekt lernten die Schülerinnen nicht nur das Flechten von Körben, sondern auch den respektvollen Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigung. Es freute mich zu sehen, dass die Schülerinnen sehr aufgeschlossen waren und mit großem Eifer und Engagement bei diesem Projekt mitmachten.
Bedanken möchte ich mich beim Elternverein der HS der Franziskanerinnen, der dieses Projekt finanziell unterstützt hat.
Veronika Lang